Petra Zeichner
Autorin

Herbstlesungen

"Fantastische Nacht" im Jahr 2017

Cover Fantastische Landschaften: Die Wetterau

Unter dem Titel "Fantastische Nacht" haben wir am 27. Oktober in der Stadtbücherei Bad Nauheim unser erstes gemeinsames Buch bei einer Lesung vorgestellt. "Fantastische Landschaften: Die Wetterau" ist eine Anthologie, in der Andreas Arnold, Rita H. Greve, Jule Heck, Ursula Luise Link und Petra Zeichner Erzählungen, Kurzgeschichten und Lyrik veröffentlicht haben.


Das Besondere an den Geschichten: Jede ist auf ihre Art fantastisch. Ob es sich um einen Weltensprung im Büdingen des 16. Jahrhunderts handelt, um eine "Hexe" im historischen Nieder-Mörlen oder um unterirdische Gänge in Friedberg, in denen ein namenloses Grauen sein Unwesen treibt - die vier Autorinnen und der Autor haben sich auf ganz unterschiedliche Weise von der Wetterau, ihren Orten, Sagen und Landschaften inspirieren lassen.


Hier geht´s zur Leseprobe.


Im Jahr 2016 im Bibliothekszentrum Klosterbau


Flyer Herbstlesung 2016 Wetteratur

Emma Berfelde aus Friedberg las aus ihrem Wetterau-Krimi „Der Tote vom Winterstein“:

Im Wald liegt ein Toter. Kommissarin Milena König und Lokalreporter Jacques Rousselle ermitteln und bekommen es mit radikalen Mountain-Bikern, fanatischen Fitness-Freaks und einer unberechenbaren Familie zu tun.

Rita Greve aus  Bad Nauheim las aus ihrem Buch „Von Gestern nach Morgen“ kurze Geschichten. Es handelt sich um Beobachtungen aus dem Leben, Momentaufnahmen von Seelenzuständen, nachdenklich, skurril, teils mit feinem, ironischem Unterton. Des weiteren stellt sie ihren neuen Gedichtband „Momente“ vor.

Jule Heck aus Münzenberg stellte den dritten Band ihrer Reihe „Tod im Schatten der Burg“ vor, „Schönes Biest“. In dem Regionalkrimi mit viel Lokalkolorit wird deutlich, was aus einem Menschen werden kann, der Demütigung und Unterdrückung ausgesetzt ist. Spannend und tiefgründig ist hier eine neue Geschichte rund um die Kommissare Henne und Co mit ihrem stets neugierigen Rauhaardackel Erdmann entstanden.

Ursula Luise Link aus Rockenberg las aus dem dritten, im September erschienenen Band  ihrer Reihe „Erzähl Dir Zeit“ die Kurzgeschichte „Davon“ und einen Auszug aus der Erzählung „Samuel McGregor“.

Petra Zeichner aus Rockenberg lässt in ihrem Regio-Katzenkrimi „Katerdämmerung“ ein tierisches Team in Butzbach ermitteln. Wer hat den Tod eines Kätzchens auf dem Gewissen? Die Vierbeiner geraten bald in Gefahr und sind dabei mehr denn je auf ihren Teamgeist angewiesen. Doch damit haben manche Katzen bekanntlich Probleme.

Anno 2014...

... war die Herbstlesung am 15. Oktober im Bibliothekszentrum Klosterbau, Friedberg. Das Motto hieß

 

 

 

 

 

Sabine Lahmann unterhielt die Gäste unter anderem mit ihrem Text "Heimlich schreiben". Darin spielt ein Text selbst die Hauptrolle. Dessen Autorin scheut sich, ihn öffentlich vorzustellen. Es kommt zu einer Zwiesprache zwischen den beiden. Diese ungewohnte Perspektive, Worte aus der Sicht geschriebener Worte, überraschte die Zuhörer immer wieder etwa mit Sätzen wie diesem: "Der Text errötete."

 

Ursula Link zeichnete in ihrem ersten Text "Tian" ein düsteres Bild des heutigen China. Die verschmutzte Luft verdunkelt den Himmel, die Menschen flüchten in die vermeintlich saubere Luft ihrer Hochhauswohnungen. Der Titelheld Tian organisiert den politischen Kampf gegen den Smog, wird verhaftet. Nach einigen Monaten entlassen, stirbt er früh, wie viele seiner Generation, an den Folgen seiner Atemwegserkrankungen im Jahre 2029.

 

Nina Schmidts Protagonistin in "Montag wie Dienstag wie immer" steckte in der Haut einer Hotelangestellten. Sie sieht sich unangenehmen, bisweilen sogar ekelhaften Gästen gegenüber und muss doch ihre Gefühle beherrschen. Immer ein Lächeln auf den Lippen bewahrt sie stets die Contenance. Doch irgendwann ist es zu viel des Üblen. Sie spürt die aufkeimende Wut, die sich in fantastischen Bildern Bahn bricht. Aber das höfliche Lächeln besiegt die Bilder. 

 

Petra Zeichner ließ in "Maskerade" einen Kommissar und einen Verdächtigen einen Dialog führen, in dem die Rollen bald vertauscht wurden. Anfangs ist sich der Ermittler sicher, dass er den Therapeuten des Mordopfers bald überführt haben wird. Doch dieser weiß zu viel aus den Sitzungen mit seinem einstigen Analysanden. Er dreht den Spieß herum und treibt den Kommissar in die Enge.

 





Erstmals Herbstlesung im Oktober 2013 

Unter dem Motto "Veränderung" luden die Teilnehmerinnen der Literaturgruppe Wetteratur zu ihrer ersten öffentlichen Lesung in das Bibliothekszentrum Klosterbau in Friedberg ein. Sie stellten ein abwechslungsreiches Programm aus Lyrik und Prosa vor, wobei sie das Publikum teils mit szenischen Elementen einbezogen.

Ursula Link:

Le Soleil

21. Juni 2008

Habe ihn heute vorgestellt.

Dass ich mir einen Historiker geangelt hab‘, hat Mama und Papa wohl ein bisschen stolz gemacht.

Olivier hat über sein Fachgebiet berichtet, die Azteken und ihren blutrünstigen Sonnenkult. Die beiden konnten gar nicht genug fragen, so interessant fanden sie alles.

 

9. Juli 2023

Fünfzehn Jahre habe ich nichts ins Tagebuch geschrieben.

Ich hatte meinen vertrauten Freund fast vergessen.

An Mamas Gesicht kann ich mich noch erinnern.

 

17. Juli

Diese schreckliche Dunkelheit!

Ich habe alle Lampen im Arbeitszimmer angemacht, und es ist elf Uhr morgens. Im Moment ist keine Stromsperre...

 

Petra Zeichner:

Im Schatten der Burg

Eine Schauergeschichte aus dem Mittelalter

Er hatte den Süden hinter sich gelassen. Die schneebedeckten Bergketten hatten Tokuris und seinem Pferd viel Kraft abverlangt. Davor war er tagelang durch Zitronenhaine und Tomatenfelder geritten. Jetzt lag vor dem jungen Mann der Norden.

Auch hier sah er Bäume, aber sie trugen keine Zitronen. Sie standen so dicht, dass es zwischen ihnen in der Dämmerung stockdunkel war. Keine Pinien oder Kiefern, die die letzten Sonnenstrahlen durch ihr Nadelkleid rieseln ließen. Tokuris hatte diese Gegend noch nie gesehen. In Byzanz sagte man, dass nördlich der Alpen die Barbaren lebten. Ohne Kultur, ohne Erziehung, und ohne die griechische Sprache. Deshalb hatte er deren Sprache von einem Priester gelernt. Tokuris dachte an seinen Auftrag, im Norden nach Verbündeten zu suchen. Ausgerechnet bei den Barbaren! Aber die Osmanen bedrängten Byzanz, immer wieder kam es am Bosporus zu Schlachten und das Reich brauchte Unterstützung.

Tokuris ritt an einem Fluss entlang. Eine Gruppe Mönche kreuzte seinen Weg. Sogleich war man in einem Gespräch über den christlichen Glauben in der Welt. Als der Byzantiner das Ziel seiner Reise nannte, runzelte einer der Gottesbrüder die Stirn.

„Der Norden? Was wollt ihr dort? Wieso wollt ihr dort hin?“

„Wieso dort hin?“, fragte Tokuris zurück. „Ich bin schon dort, vor Tagen habe ich die Alpen überquert.“

„Nein, hier ist nicht der Norden. Hier ist der Süden vom Norden“, erwiderte der Mönch und blickte den jungen Reisenden ernst an. Seine vier Gefährten nickten und ein anderer sagte mit gesenkter Stimme: „Da wo ihr hin wollt, da geht man besser nicht hin.“

Doch Tokuris ließ sich nicht von seinem Plan abbringen, weshalb sie ihm ein einfaches Mahl anboten, damit er sich für seine Weiterreise stärken konnte. Das Brot war zwar sättigend, aber dunkel, die Würste hingegen waren blass. „So blass wie die Menschen hier“, dachte Tokuris, sagte aber nichts, um gegenüber den Mönchen nicht undankbar zu erscheinen.

Er zog weiter. Die Wälder wurden dichter und dunkler und Tokuris atmete auf, wenn er über eine Wiese reiten konnte. Er fand es eigentümlich kühl für diese Jahreszeit. In Byzanz wollten sich die Menschen im späten Sommer zur Mittagszeit kaum bewegen, weil sie selbst im Ruhezustand schon schwitzten. Hier war der Himmel stets bewölkt, oft türmten sich schwarze Wolken am Horizont, bei deren Anblick Tokuris fröstelte. Deshalb zog er seine Reisetunika bis zum Hals hoch und senkte den Kopf.

So ritt er Woche um Woche, bis er in der Ferne eine Burg auf einem Hügel sah...